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(Bhagavad Gita)
Arjuna-vishâda-Yoga - Arjunas Niedergeschlagenheit

Dhritarashtra sprach:
Im heilgen Land, im Kuru-Land, zusammentreffend kampfbereit,
Was taten dort, o Sanjaya, die Meinen und die Pândava?

Sanjaya sprach:
Als nun Duryodhana das Heer der Pândus aufgestellet sah,
Da trat er zu dem Lehrer hin, der König, und sprach dieses Wort:

Duryodhana sprach:
Sieh dort der Pându-Söhne Heer, o Lehrer, das gewaltige,
Von deinem Schüler aufgestellt, dem klugen Sohn des Drupada.

Da stehen Helden, Pfeilschützen, dem Arjuna und Bhima gleich,
Yuyudhâna und Virâta und Drupada, der Wagenheld.

Dhrishtaketu, Cekitana und Kâcis heldenhafter Fürst,
Purujit und Kuntibhoja und Shaivya auch, der Männerstier.

Yudhâmanyu, der tapfre Held, und Uttamaujas, kraftbegabt,
Subhadrâs Sohn, der Draupadi Söhne, auf hohen Wagen all.

Die Besten aber auch bei uns nimm, bester der Brahmanen, wahr,
Die Führer dieses meines Heers, - dich zu erinnern, nenn' ich sie:

Du selbst und Bhîshma, Karna auch und Kripa, der im Kampfe siegt,
und Vikarna, wie auch des Somadatta Sohn;

Und viele andre Helden noch, ihr Leben opfernd meinethalb,
Schwingend der Waffen mancherlei, sie alle mit dem Kampf vertraut.

Nicht ist genügend unser Heer, ob Bhîshma auch sein Führer ist,
Genügend aber ist ihr Heer, an dessen Spitze Bhîma steht.

In all den Heeresreihen hier am rechten Platze aufgestellt,
Sollt denn ihr all, wie viel ihr seid, den Bhîshma schützen, wie ihr könnt.

Sanjaya sprach:
Drauf ihm erweckend Kampfesmut blies laut das Muschelhorn der Greis,
Der hehre Ahn des Kuru-Stamms, daß es wie Löwenbrüllen scholl.

Die Muscheln und die Pauken drauf, die Trommeln und Drommeten all,
Die wurden da mit Macht gerührt, daß zum Getöse wuchs ihr Schall.

Auch Krishna und des Pându Sohn bliesen die Himmelsmuscheln laut,
Auf hohem Wagen stehend da, von lichten Rossen fortgeführt.

Krishna die Dämonsmuschel blies, die Gottgeschenkte Arjuna,
Die große Muschel Paundra blies der Schreckensmann Wolfseingeweid.

Die Siegesmuschel blies der Fürst, der Kuntî Sohn Yudhishthira,
Doch Nakula und Sahadev auf Tonreich und Juwelenblüt.

Der Kâshi-Fürst, der beste Schütz', und Shikhandin, zu Wagen hoch,
Virâta, Dhrishtadyumna und Satyakas unbesiegter Sohn;

Drupada samt der Enkel Schar und Abhimanyu, starken Arms,
Sie bliesen all, o Erdenherr, auf ihren Muscheln hier und dort.

Und dies Getön zerspaltete der Dhritarâshtra-Söhne Herz,
Da es den Himmel und die Erd' von wirrem Lärm erdröhnen ließ.

Als Arjuna nun vor sich sah der Dhritarâshtra-Söhne Schar,
Und der Geschosse Regen schon begann, hob er den Bogen hoch;

Sodann, zu Krishna hingewandt, sprach er dies Wort, o Erdenherr:
Arjuna sprach:
Inmitten beider Heere hier halt', Ewiger du, den Wagen an!

Bis ich mir diese angesehn, die kampfbegierig stehn in Reihn, -
Mit wem ich denn da kämpfen soll im heißen Mühen dieser Schlacht.

Zum Kampf bereit seh' ich sie stehn, die hier am Ort versammelt sind,
Dem argen Dhritarâshtra-Sohn im Streite ihren Arm zu leihn.

Sanjaya sprach:
Also gemahnt von Arjuna hielt Krishna gleich, o Bhârata,
Inmitten beider Heere dort den herrlichsten der Wagen an.

Vor Bhîshma und vor Drona dann, und vor den Erdenherrschern all
(Shri-Krishna sprach:)
Sprach er: Sieh, Sohn der Prithâ, dort herbeigeströmt der Kuru Schar!

(Sanjaya sprach:)
Da sah der Sohn der Prithâ stehn die Väter und Großväter dort,
Lehrer, Brüder und Oheime, Söhne, Enkel und Freunde auch;

Schwäher wie auch Gefreundete, in beiden Heeren gleicherweis;
Als alle die Verwandten dort der Kunti Sohn kampffertig sah,

Von höchstem Mitleid übermannt, sprach er kleinmütig dieses Wort:
Arjuna sprach:
Ich sehe der Verwandten Schar, o Krishna, kampfbereit genaht,

Da werden meine Glieder schwach und es verdorret mir der Mund,
Ein Zittern geht durch mein Gebein und meine Haare sträuben sich;

Gândiva sinkt mir aus der Hand, die Haut an meinem Körper brennt,
Nicht länger kann ich aufrecht stehn, wie unstät irrt mein Geist umher.

Und Zeichen schau ich, aber ach, gar böse Zeichen, Keshava!
Kein Heil mehr seh' ich, wenn im Kampf ich die Verwandten umgebracht.

Krishna, den Sieg begehr' ich nicht, noch Herrschaft, noch die Freuden all!
Was soll die Königsherrschaft uns, was der Genuß, das Leben selbst?

Um derentwillen wünschenswert Herrschaft, Besitz und Freuden sind,
Die stehn in Reihen hier, im Kampf aufopfernd Leben, Hab und Gut.

Lehrer, Väter und Söhne sind's und ebenso Großväter auch;
Oheime, Schwäher, Enkel sind's, Schwäger wie auch Verwandte sonst.

Diese zu töten wünsch' ich nicht, und sollten sie mich töten auch,
Selbst um der Dreiwelt Herrschaft nicht, - wie denn um Erdenherrschaft nur?

Wenn Dhritarâshtras Söhne wir gefällt, wie würden je wir froh?
Die Sünde haftete uns an, wenn diese Gegner wir gefällt.

Darum nicht dürfen töten wir der blutsverwandten Kuru Schar;
Wenn wir den eignen Stamm gefällt, wie könnten je wir glücklich sein?

Und wenn auch diese es nicht sehn, durch Gier beraubet des Verstands,
Daß Sünde im Verwandtenmord und Schuld in Freundeskränkung liegt;

Wie sollten wir's verstehen nicht, vom Bösen uns zu wenden ab,
Die wir doch den Verwandtenmord als Sünde deutlich vor uns sehn?

Bei Stammesmord zu Grunde gehn die alten Stammespflichten auch;
Ist dies geschehn, bemächtigt sich das Unrecht bald des ganzen Stamms.

Dann, durch des Unrechts Übermacht, sind bald verderbt des Stammes Frau'n,
Und sind die Frauen erst verderbt, tritt auch die Kastenmischung ein.

Die Mischung führt zur Hölle hin die Stammesmörder wie den Stamm;
Verlust der Manenopfer stürzt die Väter aus der Sel'gen Reich.

So durch der Stammesmörder Schuld, die selbst zur Kastenmischung führt,
Auflösen sich die ewigen Standes- und Stammespflichten all.

Wo aber in der Menschenwelt die stammespflichten aufgelöst,
Folgt unausweichlich Höllenpein als Strafe - also hörten wir.

O weh, wie schwere, sünd'ge Tat sind wir entschlossen hier zu tun,
Da aus Begier nach Thron und Glück wir morden wollen unsern Stamm!

Wenn wehrlos, ohne Widerstand, die Dhritarâshtra-Söhne mich
Erschlagen wollten in dem Kampf, - fürwahr, mir würde wohler sein!

Sanjaya sprach:
So sprach im Kampfe Arjuna und ließ im Wagen nieder sich,
Ließ fahren Pfeil und Bogen da, durch Schmerz verwirrt in seinem Geist.

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